Corona und Entschleunigung

Posted on: 15.01.2021

Kann man den Zuständen unter Corona irgendetwas Gutes abgewinnen? Bis gestern hätte ich diese Frage mit einem klaren Nein beantwortet...

Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die geschlossenen Läden, über deren Lebensnotwendigkeit man teilweise durchaus streiten könnte, das Kontaktverbot (!!??) – nur ein Haushalt und eine Person? Das entbehrt für mich jeglicher Logik!

Keine Familienfeiern okay und keine Treffen mit mehreren Haushalten, die ja alle unterschiedliche Kontaktwege haben, usw. – alles verständlich. Aber was bitteschön soll es für einen Sinn haben Oma oder Opa zu sehen, wenn die beiden in einem Haushalt wohnen? Nun ja, es scheint unnötig sich darüber aufzuregen, man kann nur hoffen, dass es etwas bringt.

Jedenfalls ist mir bei meinem Einkauf heute Morgen in den Sinn gekommen, dass die Sache mit den Abstandsregeln doch in gewisser Weise förderlich ist für das in unserer Zeit so verbreitete Streben nach Entschleunigung.

Entscheidet man sich freitags morgens durch einen Supermarkt zu laufen, in dem man nun einfach mal nicht allein ist, weil offenbar viele dies als gute Zeit zum Einkaufen empfinden, muss man schon ein wenig zusätzliche Zeit einplanen oder/und andere Wege gehen. Wenn schon drei Einkaufswagen in einem Gang stehen und die Leute sich in Ruhe die unglaubliche Auswahl an Teesorten oder Konfitüren zu Gemüte führen, während zudem ein fleißiger Mitarbeiter mit seinem Warentrolley hindurchrangiert, um das Kaffeeregal im selben Gang aufzufüllen, da muss man einfach kreative Lösungen finden, wie man in diesem Fall weitermacht. Ein schlichtes Durchdrängeln ganz nah an einem Mitbürger vorbei oder eine Frage wie: „Entschuldigen Sie, darf ich da mal kurz ran?“ scheint unter den herrschenden Abstandsregeln undenkbar – obgleich sich erstaunlich wenige daran zu stören scheinen und trotzdem drängeln, aber man weiß ja nie, an wen man gerät. Ich kann also entweder entspannt (entschleunigt) warten, bis der Gang wieder soweit frei ist, dass ich durchkann, ohne jemandem zu nahe zu kommen oder ich hole inzwischen etwas anderes, auch wenn das bedeutet, nicht den effizientesten Weg entsprechend meines Einkaufszettels zu gehen. Ich habe mal so mal so entschieden und am Ende auf jeden Fall mehr Zeit gebraucht, als mir lieb gewesen wäre, aber was soll's? Für mein Stresslevel war die Entscheidung, einen Gang zurückzuschalten und einfach hier und da abzuwarten sicher gesünder.

Zum Thema kreative Lösungen finden, hat auch mein Mann eine sehr interessante Entdeckung gemacht. Inspiriert von einer Gruppe Medizinstudenten, die sich stundenlang bei ihrer Arbeit gefilmt und diese Videos geteilt haben, um anderen Studenten das Gefühl zu geben, beim Lernen zu Hause nicht allein zu sein, hat Johannes das als spannende Form des Co-workings für sich entdeckt. Er macht nun selbst Videos aus dem Homeoffice und hofft damit anderen eine Hilfe zu sein, denen es schwerfällt daheim konzentriert bei der Arbeit zu bleiben. Schaut doch mal rein:

https://youtu.be/Vv9Z25MLLy8

Viele Grüße und ein gesundes Wochenende
Katharina