Eindrücke vom Wochensofa
Es ist ein ganz normaler Samstag. Nach einem späten Frühstück bleibe ich allein am Küchentisch zurück. Das Baby trinkt auf meinem Schoß – ich kann also nicht weg und auch nicht viel machen. Unsere Älteste nimmt ihre kleinste Schwester mit, die bereits Tisch und Fußboden mit dem Inhalt ihres Wasserbechers überflutet hat.
Kurz ist Ruhe, dann kommt die Kleine wieder und möchte in ihrer kindlichen Neugier die Dinge erkunden, die auf dem Tisch stehen. Da sich in ihrer unmittelbaren Reichweite auch Gläser befinden, rufe ich wieder die Große zu Hilfe und sie nimmt die Kleine wieder mit, die dann eben im Flur Stolperfallen legt. Inzwischen ist das Baby fertig – jetzt kann das Tagwerk beginnen.
Ich froh und dankbar, dass mir in den letzten Wochen eine liebe Freundin fast alle Aufgaben im Haushalt abgenommen hat. Sie hat gespült, gewaschen, gebügelt und kaputte Strumpfhosen geflickt, die bei mir schon lange Zeit ein trauriges Dasein im Nähkorb gefristet hatten. Außerdem hat sie Ecken aufgeräumt, die ich in den letzten Schwangerschaftswochen vernachlässigt hatte und sich auch ausgiebig um die größeren Kinder gekümmert, mit ihnen gebastelt, gemalt, gesungen und Geschichten erzählt.
Somit bin ich dem dringenden Rat der Hebamme, das Wochenbett auch wirklich als solches zu verstehen und mich so lange wie möglich zu schonen, gefolgt, wenn auch mehr auf dem Wochensofa als im Bett, und hatte viel Zeit für das Baby und mich und all den Papierkram, der mit einer Geburt einhergeht.
Während man jedoch selbst in der Schweiz bei einem festen Arbeitsverhältnis außer Haus zumindest 3,2 Monate Babyurlaub haben darf, ist mein Urlaub nach etwa 2,3 Wochen nun auch schon wieder vorbei. Aber beschweren will ich mich keineswegs, denn üblicherweise ist bei meiner Tätigkeit – alle Familienmanagerinnen werden es wissen – gar keine Unterbrechung vorgesehen, und diese war wohlgemerkt bisher mit Abstand die längste.
Seit einer Woche sind wir jetzt aber wieder unter uns – allein zu acht – und mein Job hat mich vollends wieder. Zwar versuche ich immer noch das Heben großer Lasten zu vermeiden und genieße jede Essenspause, die mir das hungrige Baby beschert, doch nichts desto trotz muss alles erledigt werden. Aber ich will gar nicht klagen! Denn abgesehen von diversen hormonellen Achterbahnfahrten der Gefühle bin ich auch froh, wieder soweit fit zu sein, dass unser Leben zurück in die geregelten Bahnen kommen kann, denn das erholsame Stillsitzen hätte ich auch keine weiteren zwei Wochen ausgehalten. Und es ist ja auch nicht so, dass es nur der Haushalt ist, den ich erneut weitgehend allein bestreiten muss, ich bin auch wieder erste Anlaufstelle für alle meine Kinder.
Während meiner Zeit auf dem Wochensofa waren die Kinder auch öfter bei mir und vor allem mit den beiden Großen habe ich die Zeit genutzt ausgiebig vorzulesen. Dennoch hatte ich ab und an das Gefühl, dass ich nicht so wie sonst Anteil hatte an ihrem Leben. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Kontrollfreak oder so, aber es hat sich für mich doch ein bisschen wie Fremdbetreuung im eigenen Haus angefühlt.
Damit wurde dann auch ein Entschluss bestätigt und bestärkt, den mein Mann und ich schon vor einigen Jahren gefasst hatten: Wir haben uns vorgenommen, falls meine Kapazitäten einmal nicht ausreichen sollten, mich um unsere zu Hause betreuten Kinder, den Haushalt und die verschiedenen anderen Tätigkeiten, z.B. meine Mithilfe in unserem Unternehmen und meine Nähprojekte, zu kümmern, geben wir nicht die Kinder, sondern eher den Haushalt ab.
Lange Zeit war ich der Auffassung, ich müsse als ausschließlich zu Hause arbeitende Frau insbesondere den Haushalt alleine schaffen und ich bin auch nach wie vor der Ansicht, dass unser Haushalt, sobald die Kinder, mit denen wir hier gemeinschaftlich leben, auch effektiv Aufgaben übernehmen können, gemeinsam zu schaffen ist. Bis dahin jedoch ist es wohl durchaus angemessen Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. So kann ich heute ohne einen Anflug von Verlegenheit sagen, dass ich eine Haushaltshilfe habe, damit mir mehr Zeit bleibt, mich um die Kinder zu kümmern.
Den Wert der vier Wochen, die unsere Freundin hier mit angepackt hat, will mit diesen Gedanken keineswegs schmälern, denn sie waren sehr gesegnet und ich bin sehr dankbar für diese Zeit und würde es in dieser Situation auch genauso wieder machen. Für uns wäre das eben nur kein anstrebenswerter Dauerzustand.
Eure Katharina